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Schluss mit Lippenbekenntnissen - Hebammen brauchen jetzt eine Lösung

20.11.2013 - Wie Anfang dieser Woche bekannt wurde, sollen sich die Haftpflichtprämien für Hebammen in der Geburtshilfe zum 1. Juli 2014 erneut um 20% erhöhen. Bereits in den letzten zehn Jahren, hat sich die Prämie verzehnfacht. Die Vergütung der Hebammen ist dabei weiterhin niedrig geblieben und bewegt sich teilweise unter acht Euro Stundenlohn. Die Haftpflichtprämie für in der Geburtshilfe tätige Hebammen steigt im nächsten Jahr damit auf über 5000 Euro jährlich.

Das heißt im Klartext: Bei einem durchschnittlichen Stundenlohn von 8,50 Euro und einem Jahreseinkommen von etwa 24000 Euro müssen die Hebammen allein 5000 Euro an Haftpflichtprämie bezahlen. Damit muss eine Hebamme im Durchschnitt 15 Geburten im Jahr betreuen, allein um die Haftpflichtprämie zu bezahlen.

„Dass die Situation der Hebammen ein echter Skandal ist, wissen wir schon lange. Mittlerweile steht aus unserer Sicht die flächendeckende Geburtshilfe auch in Thüringen auf dem Spiel. Von der freien Wahl des Geburtsortes ganz zu schweigen. Schon jetzt müssen Hebammen Frauen abweisen. Hebammen haben die Geburtshilfe aufgegeben, weil sie die Prämien nicht mehr zahlen können. Auch die Situation die den Kreißsälen ist angespannt“, sagt die Vorsitzende des Landesfrauenrates Ilona Helena Eisner.

Gerade Anfang dieser Woche endete die Behördenbeteiligung zum 2. Entwurf der Landesregierung zum Landesentwicklungsprogramm 2025 (LEP 2025). Der Landesfrauenrat Thüringen hat in seiner Stellungnahme zum LEP 2025 auf die Notwendigkeit einer flächendeckenden Geburtshilfe als Teil der Daseinsvorsorge hingewiesen.
„Wie angesichts der Situation der Hebammen in Deutschland und damit auch in Thüringen dieser Teil der Daseinsvorsorge sichergestellt werden soll, ist uns ein Rätsel. Wenn insbesondere die Landesregierung hier nicht eingreift und im Sinne der Hebammen handelt, wird hier eine flächendeckende Geburtshilfe und Hebammenversorgung nicht möglich sein. Die Folgen sollten allen klar sein. Schon jetzt liegt die Kaiserschnittrate in Thüringen bei annähernd dreißig Prozent, bundesweit bereits über dreißig Prozent. Geburt und die erste Zeit mit einem Kind sind eine sensible und turbulente Lebensphase, gerade hier braucht es Unterstützung durch eine Hebamme“, so die Vorsitzende weiter.

„Aus unserer Sicht liegen die Vorschläge klar auf dem Tisch. Wir brauchen einen staatlich finanzierten Haftungsfonds, der die Kosten über eine bestimmte Haftungsobergrenze hinaus übernimmt, sowie eine Regressdeckelung für die Forderungen der Sozialversicherungsträger. Darüber hinaus muss über die Vergütung der Hebammen gesprochen werden. Zurzeit ist es nahezu unmöglich als Hebamme eine Familie zu ernähren. In dieser prekären Lage eine so wichtige Arbeit zu machen, ist für viele Hebammen eine enorme Belastung“, sagt Elke Pirrhs vom Hebammenlandesverband Thüringen.

„Wir fordern die Regierung in Thüringen auf, sich der Sache der Hebammen endlich anzunehmen und klare Zeichen auch in Richtung
des Bundes zu setzen. Darüber hinaus fordern wir von der Landesregierung ernsthafte Anstrengungen zu unternehmen, damit der
wichtige Teil der Daseinsvorsorge, die flächendeckende Geburtshilfe in Thüringen, weiterhin garantiert werden kann und die prekäre Situation der Hebammen beendet wird“, so Elke Pirrhs und Ilona Helena Eisner abschließend.

Desweiteren möchten wir Sie auf die aktuell laufende Petition: „Menschenwürde ist kein Ehrenamt- Hebammen brauchen höhere
Vergütung“ hinweisen. Diese Petition finden Sie hier:
http://www.change.org/de/Petitionen/menschenw%C3%BCrde-ist-kein-ehrenamt-hebammen-brauchen-h%C3%B6here-verg%C3%BCtungen-sicheregeburt

V.i.S.d.P. und für Rückfragen: Helena Eisner: 0176/19662307 oder Madeleine Henfling (Geschäftsführerin): 0170/9618722 und Elke Pirrhs: 0172/3588532

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